, Stahr Christiane

30 Jahre Tai Chi Verein Taunusstein

30  Jahre Tai Chi Verein Taunusstein e. V.

Langsam fließende Bewegungen, in stolzer Aufrichtung, eingebunden in die Kräfte von Himmel und Erde. Den Schwerpunkt nach unten verlagert und in der Mitte zentriert; Atmung und äußere Bewegungen in Harmonie. Anspannung und Entspannung wechseln fließend. Kein Abschalten, sondern ein Aufmerksamwerden: Hellwachsein nach innen und nach außen, darum geht es. Tai Chi Chuan, vielen auch als „Chinesisches Schattenboxen“ ein Begriff, ist eine Bewegungen mit Atem- und Meditationsübungen verbindende Form der Gesundheitsförderung aus dem alten China.

Vom AOK-Kurs zur Vereinsgründung

Auslöser für die Gründung des Tai Chi Vereins Taunusstein war ein Kurs bei der AOK. Im Januar 1990 hatte die Krankenkasse erstmals Tai Chi als Gesundheitskurs angeboten. Teilnehmer dieses Kurses waren so begeistert, dass sie so lange alle Folgekurse besuchten, bis die Krankenkasse die weitere Teilnahme verwehrte, um das Angebot neuen Interessenten zu ermöglichen. Damit ging auch der Übungsraum verloren, weshalb der Entschluss reifte, im Februar 1994 einen eigenen Verein zu gründen, um Tai Chi für alle zum günstigen Preis anzubieten.

Die Kursleiterin Miriam Meinel unterstützte den Verein bis sie in den USA leider verstarb;  sie brachte z. B. den ersten externen Lehrer, Roger Wohletz, zu Seminaren nach Taunusstein.

Die sieben Gründungsmitglieder waren alle von Anfang an im Vorstand tätig, sodass die Arbeit  aufgeteilt wurde. Davon sind noch drei im Verein, nämlich Andreas Helbig, Marianne Lothholz und Ulrich Hückel. Letzterer absolvierte den Übungsleiterschein des Landessportbundes und übernahm die Aufgabe als erster Trainer.

Anfangs wurde noch im Freien geübt. Dann konnte übergangsweise ein kleiner Raum im Sport- und Jugendzentrum Taunusstein genutzt werden, bis schließlich die Turnhalle der Regenbogenschule in Bleidenstadt zur bleibenden Trainingsstätte des Vereins wurde.

Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

Neben den organisatorischen Formalitäten zur Vereinsgründung war es vor allem wichtig, den passenden Tai Chi-Stil zu finden. Die Gründungsmitglieder beschäftigten sich mit den Lehren verschiedener Meister. Diese Bemühungen führten auch ins Ausland, beispielsweise 2004 zum China Camp von George Xu in Shanghai und Souzhou oder nach Spiazzi (Italien) und Lugano (Schweiz), um bei Meister Wang Zhi Xiang zu üben, lernen und trainieren.

Letztendlich entschied sich der Verein für das Konzept von Meister Wang und schloss sich der neu gegründeten Wang Academy an. Diese Umstellung war umso bemerkenswerter, da Wang anfangs nur von Italien aus unterrichtete, wo seine Seminare lediglich vom Chinesischen ins Italienische übersetzt wurden. Die Erlaubnis, die Seminare auf Film festzuhalten, ermöglichte dennoch eine nachhaltige, intensive Arbeit mit dem Gelernten. Den damaligen Aktiven des Vereins ist es zu verdanken, dass sie sowohl die räumliche Entfernung als auch die Sprachbarriere überwanden, um die neue Stilrichtung im Training zu verankern.

Seit 2012 kommt Meister Wang einmal im Jahr nach Taunusstein, um dort nicht nur die Übungsleiter sondern auch Vereinsmitglieder und Gäste zu trainieren. Als Wang 2022 während der Corona-Pandemie Shanghai nicht verlassen durfte, vertrat ihn sein Meisterschüler Isidoro Li Pira aus Lugano, Leiter der von der Schweiz aus agierenden IACMA (International Acadamy of Chinese Martial Arts).

Die Meister und ihre Stile

Im Verlauf der Jahre gab es eine Reihe von Leitfiguren, denen die Übungsleiter auf der Suche nach dem passenden Stil begegneten:

Der Amerikaner Roger Wohletz war seinerzeit auch der Lehrer der AOK-Kursleiterin und unterrichtete die Mitglieder des neuen Vereins im Yang-Stil von Dong Kai Ying. Er vermittelte den Kontakt zu George Xu aus San Franzisko und Shanghai, dessen Muskelkraft betonendes Tai Chi auf dem Chen-Stil basierte. Nach einem Schlüsselerlebnis mit Wang Hao Da, einem, wie Xu sagte, „alten Mann, der ihn ohne Krafteinsatz mühelos herumschob, änderte Xu grundlegend seinen Stil und folgte dem Vorbild dieses Meisters. Er brachte Wang Hao Da nach Taunusstein, wo dieser mit seinem Wu-Stil nach Ma Yüeliang auf großes Interesse stieß und bis ein Jahr vor seinem Tod 2002 regelmäßig den Verein unterwies.

Im Jahr 2002 kam dann Dr. Wang Zhi Xiang, vermittelt durch George Xu, erstmals zum Tai Chi Verein Taunusstein und begeisterte nicht zuletzt mit seiner positiven Art zu unterrichten. Da sein Stil am ehesten zu den Vorstellungen des Vereins und seiner Mitglieder passte, orientiert sich der gesamte Unterricht seit Herbst 2003 an Wangs Ausrichtung, aus der sich das Meridian-Qigong und sein auf dem Yang-Stil basierendes Wasser-Tai Chi entwickelte.

Dr. Li Xiaoqui aus Graz sorgte ab 2017 für eine Ergänzung des Vereinskonzeptes. In seitdem jährlich stattfindenden Seminaren lehrt er die Taunussteiner die 15-teilige Daoyin-Übung zur Lebenspflege und weitere spezielle Qigong-Übungen zum Erhalt der Gesundheit.

Die Entwicklung

Über 30 Jahre hat es der Verein geschafft, sich aus seiner Mitte heraus immer wieder neu zu erfinden. So stammen bislang alle Übungsleiter aus den eigenen Reihen und setzten sich für das Fortbestehen der Gruppen ein, wenn ein vorheriger Trainer ausschied. In den Anfängen waren dies Ulrich Hückel und Doris Tyson, es kamen dann über viele Jahre Andreas Helbig, Knut Außem, Gerda De Mucci und Sabine Gubo hinzu. In ihrer Amtszeit als Vorsitzende war Sabine Gubo darum bemüht, den Verein bei den Übungsleitern noch breiter aufzustellen. Mit dem Ergebnis, dass Karin Freund, Stefanie Keil, Christiane Stahr und Marianne Lothholz hinzukamen. Die meisten absolvierten den Übungsleiterschein des Landessportbund Hessen e. V. Den Unterricht in Qi Gong übernahm über viele Jahre Gudrun Lück-Haberland. Sie führte das Kurssystem ein. Mittlerweile hat Stefanie Keil die Leitung der Qi Gong-Kurse von ihr übernommen.

Auf der Vorstandsebene zeichnet sich der Tai Chi Verein durch fortlaufende Kontinuität aus. Immer wieder ist es gelungen, Ehrenamtliche für die passenden Positionen zu finden. Den Anfang als erste Vorsitzende machte Doris Tyson, ihr folgte Gudrun Lück-Haberland. Von ihr übernahm Sabine Gubo für lange Zeit diese Aufgabe. In ihre Amtszeit fiel auch das 25-jährige Jubiläum des Vereins, der zu diesem Anlass vom Turngau Mitteltaunus mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet wurde. Zudem verlieh der Turngau Sabine Gubo für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand des Tai Chi Vereins die silbernen Ehrennadel. Nach ihrer Amtszeit übernahm Karin Freund als derzeit amtierende erste Vorsitzende. Eine besondere Rolle nimmt Ulrich Hückel ein, der seit Beginn des Tai Chi Vereins dem Vorstand angehört. 

Vereinsleben: Es wird gekocht

Wie in jedem erfolgreichen Verein wird auch beim Tai Chi Verein Taunusstein nicht nur der Sport gepflegt. So regte Gudrun Lück-Haberland ein gemeinsames Essen zum chinesischen Neujahrestag an. Anfangs fand es noch im Restaurant statt, bis dann das Kochen unter Anleitung von Lück-Haberland und später Leonie Stiller und Wolfgang Steller im Alten Bahnhof in Bleidenstadt regen Zuspruch erfuhr. Nicht zuletzt, weil nach den Fünf Elementen gekocht wurde.

Christiane Stahr brachte den Verein auf eine neue technische Ebene. Erst sorgte sie dafür, dass die Übungs- und Seminar-Aufzeichnungen über eine Cloud allen Mitgliedern zur Verfügung stehen und so besonders während der Corona-Pandemie allen Mitgliedern die Möglichkeit gab, zu Hause weiter zu üben. Anfang 2024 stellte sie die Homepage und die Vereinssoftware auf ClubDesk um. Das erleichtert seitdem nicht nur intern viele organisatorische Abläufe, sondern verbesserte maßgeblich die Außenwirkung des Vereins, sodass die Taunussteiner Seminar-Angebote nun von Nicht-Mitgliedern leicht gefunden werden.

Dem derzeitigen Vorstand gehören Karin Freund als Vorsitzende an, sowie Christiane Stahr als 2. Vorsitzende, Karin Schmidt-Sibeth als Kassiererin, Peter Rott als Schriftführer, Marianne Lothholz als Sportwartin sowie die Beisitzer Sabine Gubo, Ulrich Hückel, Gudrun Lück-Haberland und Stefanie Keil. Damit blickt der Tai Chi Verein Taunusstein im 30. Jahr seines Bestehens optimistisch in die Zukunft.

 

„Allen aktiven und ehemaligen Vorstandsmitgliedern ist es zu danken, dass sie immer die Interessen des Vereins im Sinn hatten, interessierte Mitglieder förderten, die so zu Lehrern wurden und sich auch sonst in die Vereinsarbeit einbrachten.

                                                                                    Ulrich Hückel, Gründungsmitglied